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Der Platzmangel auf den innerstädtischen Friedhöfen führte Anfang 1920 zum Erwerb einer Fläche in Stahnsdorf im Kreis Teltow durch die seinerzeit noch selbständige Gemeinde Wilmersdorf. In unmittelbarer Nachbarschaft zu dem von der Berliner Stadtsynode bereits 1908 errichteten Südwestkirchhof Stahnsdorf gelegen sprach für die Wahl auch der seit 1913 bestehende Stadtbahnanschluss, der eine leichte Erreichbarkeit ermöglichte.
Die Gemeinde Wilmersdorf schrieb einen beschränkten Wettbewerb zur Gestaltung aus, der vorgab: Die Anlage muss einfach und würdig sein, der Eindruck einer öffentlichen Parkanlage ist zu vermeiden. Auf sachgemäße Einteilung für die verschiedenen Grabstellenarten ist Bedacht zu nehmen und Hauptgewicht darauf zu legen, dass, um ein recht schnelles Zurechtfinden zu ermöglichen, die Wegeführung und Anlage klar, einfach und zweckmäßig gestaltet ist. Im übrigen seien grosse Erdbewegungen zu vermeiden und der Kiefernbestand nach Möglichkeit zu schonen.
Die Gestaltung der Anlage erfolgte zügig nach Plänen von Erwin Barth, der den Wettbewerb für sich entscheiden konnte. Schon im September 1921 erfolgte die erste Beisetzung, die weitere Gestaltung der Anlage erfolgte bis 1927.
Die städtischen Vorgaben erlaubten Barth nur begrenzte Gestaltungsmöglichkieten, was im Ergebnis zu einer funktional einfachen Strukturierung mit streng geometrischer Ausrichtung des Wegenetzes gruppiert um eine Hauptachse führte. Aufgelockert wird das Areal durch ein quer zur Hauptachse verlaufende Niederung mit einer Brückenquerung. Die Anlage vermittelt so ein nüchternes und eher dunkles Stimmungsbild. Die Anlage steht in auffälligem Kontrast zu dem bei dem benachbarten Südwestkirchhof Stahnsdorf verwirklichten Konzept einer naturnahen 'romantisierenden' Gestaltung, aber auch zum eher parkartig gestalteten Wilmersdorfer Waldfriedhof Güterfelde. Die drei benachbarten Friedhöfe bilden das wohl bedeutendste Ensemble in Brandenburg und erlauben dem Betrachter einen anschaulichen Überblick über die bei der Herrichtung der Anlagen gewählten unterschiedlichen Gestaltungsvorstellungen.
1939 wurden als Vorbereitung zur Umsetzung der von Speer erarbeiteten Umbaupläne der Stadt Berlin Grabstellen des Friedhofes Maxstraße auf den Wilmersdorfer Waldfriedhof umgebettet. Während des Krieges erfolgte die Anlage von Soldatengräbern und Massengräbern für ca. 1000 Opfer alliierter Luftangriffe. Der Großteil der Grabstellen fällt in die Zeit von 1920 bis 1940, auch wenn Beisetzungen nach dem Fall der Mauer wieder uneingeschränkt möglich sind. Auf dem Friedhof sind die Grabstellen bedeutender Persönlichkeiten zu finden, deren Lebenswerk weit über die lokale Ebene hinausreicht (vgl. Märkische Allgemeine)
Hans Baluschek* (1870–1935), Maler und Grafiker Erwin Barth* (1880–1933), Gartenarchitekt Georg Benjamin (1895–1942), Mediziner, Widerstandskämpfer Maximilian Bern (1849–1923), Schriftsteller Arthur Eloesser (1870–1938), Schriftsteller und Kritiker Adolf Heilborn (1873–1941), Arzt und Schriftsteller Ernst Heilmann* (1881–1940), Politiker und Jurist, Widerstandskämpfer Magdalena Heilmann* (1894–1986), Sozialarbeiterin, Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt Willi Jaeckel* (1888–1944), Maler Rudolf Kögel (1829–1896), Theologe Hugo Lederer (1871–1940), Bildhauer Paul Levi* (1883–1930), Politiker und Rechtsanwalt John Henry Mackay (1864–1933), Schriftsteller Leo Müffelmann (1881–1934), Freimaurer Hans Otto (1900–1933), Schauspieler, Widerstandskämpfer Sophie Pagay (1857–1937), Schauspielerin Emil von Reznicek (1860–1945), Komponist und Dirigent Rahel Sanzara (1894–1936), Schauspielerin und Schriftstellerin Willi Schur (1888–1940), Schauspieler Walter Simons (1861–1937), Politiker und Jurist Olga Wohlbrück (1867–1933), Schriftstellerin und Regisseurin Gustav H. Wolff (1886–1934), Bildhauer
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